Gemeinde kauft Osterkrug

„Diese Entscheidung haben wir uns nicht leicht gemacht“, erklärte Bürgermeister Raoul Pählich beim gestrigen Neujahrsempfang. „Denn die Unterhaltung eines Krugs ist keine grundsätzliche Aufgabe einer Gemeinde.“ Dennoch hat die Treianer Gemeindevertretung Ende des vergangenen Jahres mit nur einer Gegenstimme und einer Enthaltung dafür gestimmt, den zum Verkauf stehenden Osterkrug zu erwerben – aber nicht um jeden Preis. „Um den Zustand des Gebäudes sachlich einordnen zu können, haben wir ein Wertgutachten in Auftrag gegeben. Technik und Ausstattung wurden geprüft und wir konnten uns ein klares und objektives Bild vom Zustand der Substanz machen.“ Zuvor waren im Hintergrund verschiedene Lösungen gesucht worden, die aber alle nicht zum erwünschten Ziel, dem Erhalt des Osterkrugs, geführt hatte. 

Bereits vor rund fünf Jahren wandte sich die Eigentümerin des Osterkrugs, Emmy Schwarten, an die Gemeinde, um mitzuteilen, dass sie sich von der Immobilie trennen wolle und um sich zu erkundigten, ob ein Interesse am Kauf des Krugs bestünde. Das war zum damaligen Zeitpunkt nicht der Fall. Als vor einem Jahr noch immer kein Käufer gefunden war, der den Osterkrug weiterführen wollte, bot der beauftragte Makler der Gemeinde den Krug erneut an. „Wir haben uns daraufhin in der Gemeindevertretung intensiv mit dem Thema beschäftigt“, ergänzt der Bürgermeister. „Unser Dorf braucht den Osterkrug, denn nur hier gibt es Räumlichkeiten, in denen man so viele Menschen unterbringen kann, wie beispielsweise jetzt, beim Neujahrsempfang.“ 

Im Grunde erfüllt der Osterkrug in Treia die Funktion eines Dorfgemeinschaftshauses. Die Räumlichkeiten ermöglichen sogenannte politische Willensbildungsprozesse, wie Einwohnerversammlungen. Auch bei der Weiterentwicklung des Masterplan 2030 trafen sich die Arbeitsgruppen im Saal des Krugs. „Hier finden die Veranstaltungen und Versammlungen unserer Vereine und verschiedener Verbände statt. Ich denke beispielsweise an die Jahreshauptversammlungen von DRK, TSV und Feuerwehr, sowie an die Tagungen mehrerer Zweckverbände“, zählt der Bürgermeister auf. Der Osterkrug ist ein Ort des sozialen Miteinanders. Beim Fest der Vereine, beim Feuerwehrball und dem Ball des Schützenvereins treffen sich Treianerinnen und Treianer, um gemeinsam zu feiern. Außerdem werden hier Hochzeiten und Taufen, Konfirmationen und Geburtstage gefeiert oder man trifft sich hier nach Beerdigungen zum Kaffee. „Deshalb ist der Erhalt des Osterkrugs für unser Dorf so wichtig.“ 

Birte und Detlef Stache, die den Osterkrug seit vielen Jahren führen, möchten ihn aus Altersgründen nicht selbst pachten. „Aber wir sind für alles offen und können uns sehr gut vorstellen, dem Osterkrug auch weiterhin erhalten zu bleiben“, erzählt Birte Stache. Konkrete Gespräche mit potenziellen Pächtern laufen bereits. „Wir wünschen uns Pächter, die das breite Spektrum von der Vereinsfeier bis hin zur gehobenen Küche weiterführen. Bis eine endgültige Entscheidung getroffen ist, läuft alles in gewohnter Weise weiter“, ergänzt sie. 

Darüber hinaus gab Raoul Pählich einen Überblick über geplante Ausgaben der Gemeinde. Zu nennen sind Kosten für den Erwerb von Ausrüstung und einem Mannschaftswagen für die Freiwillige Feuerwehr in Höhe von rund 110.000 Euro. Die Kosten für die Planungen des neuen Feuerwehrgerätehauses belaufen sich auf 50.000 Euro. Erste Planungen waren aus Kostengründen für die Gemeinde nicht umsetzbar. Aktuell wird mit einer Erweiterung des Bestandsgebäudes geplant. Die Bauvoranfrage läuft zurzeit. Und auch die Arbeiten an der sanierungsbedürftigen Straße Dörpacker sind mit 235.000 Euro im Haushalt eingeplant.

Abschließend bedankte sich der Bürgermeister bei den Angestellten der Gemeinde und den zahlreichen ehrenamtlichen Helfer, die sich in den Vereinen und Verbänden engagieren. Außerdem lobte er die Arbeit in der Gemeindevertretung. „Wir hatten ein schwieriges Jahr und haben kontrovers diskutiert. Aber auch, wenn wir nicht einer Meinung sind, wollen wir gemeinsam das Beste für unser Dorf. Dafür euch allen ein großes Dankeschön – dafür, dass ihr da seid.“

Beitrag veröffentlicht von:
Claudia Kleimann-Balke
Bürgermeister Raoul Pählich betont die wichtige Funktion des Osterkrugs als Treffpunkt und Versammlungsmöglichkeit in der Gemeinde.