Geschichten im Stroh

„Angefangen hat alles mit vier Laternen, zwei Lichterketten und gerade mal zehn Kindern“, schmunzelt Dörte Lammers. „Inzwischen haben wir nicht nur bei der Dekoration ordentlich nachgelegt.“ Zahllose Strohballen stapeln sich zu einer Wand und vielen Sitzmöglichkeiten. Herbstblumen, Mais und Kürbisse bilden darin bunte Inseln. Sonne, Mond und Sterne lachen von Decke und Wänden.

„Wieder haben Freunde und Nachbarn mit angepackt, damit es die Kinder schön haben“, ergänzt sie. Wenn die Tage kürzer werden, wird es in der großen Scheune an der Treenestraße gemütlich. „Wir singen Laternelieder und hören Geschichten. Klassiker und natürlich auch Neues.“ Mit von der Partie ist auch ihr Sohn Hannes. Von Anfang an war er der heimliche Gastgeber. Die Kinder aus dem Dorf kannten ihn natürlich. Für sie war klar, dass die Geschichten im Stroh ­und Hannes vom Bauernhof zusammengehören. Er zeigte dann auch stolz seinen Bauernhof, die Tiere und den großen Trecker. So ist es geblieben und auch deshalb gehört zu jedem Abend in der Scheune ein Lied unbedingt ins Repertoire: „Hannes hat 'nen Bauernhof“ ­– und nicht etwas Old McDonald. 

Den Anstoß, Kinder einzuladen, vorzulesen und gemeinsam zu singen, gab 2007 der Nicolai-Singkreis. Seitdem sind die Termine für die Geschichten im Stroh bei Kindern und Eltern in Treia und Umgebung rot im Kalender angestrichen. Irgendwann übernahm Dörte Lammers, unterstützt von Freunden, Nachbarn und Familie, die Organisation. In diesem Jahr ist es anders und Hannes Lammers wurde die treibende Kraft. „Alle lieben die gemütliche Stimmung in der Scheune und das Beisammensein. Und alle lieben den selbstgekochten Kakao meiner Oma“, erzählt Hannes Lammers und wird ganz still. „Sie ist im Dezember gestorben. Deshalb sind mir die Geschichten im Stroh in diesem Jahr besonders wichtig. Ich möchte diese Tradition weiterführen und sicher freut sie sich darüber.“

Inzwischen freuen sich rund 60 Kinder mit Eltern und Großeltern auf die Geschichten im Stroh. „Es bringt gerade vielen Älteren Spaß, Stroh und Heu zu riechen. Das weckt Kindheitserinnerungen“, sagt Dörte Lammers. Nachwuchssorgen gibt es übrigens nicht. Aus den kleinen Mädchen der vergangenen Jahre sind Vorleserinnen geworden, die sich gerne an die spannenden, schönen und manchmal gruseligen Abende erinnern und den Geschichten treu geblieben sind. „Heute suchen sie die Geschichten aus und lesen vor. Das finde ich großartig.“

Die Geschichten sind fünf bis acht Minuten lang. Die Veranstaltung dauert etwa 30 Minuten. In der Pause gibt es dann den selbstgekochten Kakao, Kinderpunsch, Äpfel und Karotten zum Knabbern. „Die Kinder müssen nur einen eigenen Becher für die Getränke mitbringen“, sagt Hannes. „Um alles andere kümmern wir uns und freuen uns sehr, dass uns Kartoffel Lorenzen, unser Kaufmann Sven Schmidt und Hof Friedrichsen mit Karotten, Zutaten für den Kinderpunsch und Milch unterstützen. Frisch gestärkt haben dann alle auch wieder Energie für einen absoluten Klassiker: Den Brüllbären. „Das ist eine Mitmachgeschichte, bei der die Kinder, wie ein großer Bär mitbrüllen und immer lauter werden“, freut sich Hannes Lammers. „Dabei wird es richtig.“ Auch wenn die Geschichten im Stroh in diesem Jahr anders sein werden, als in den vergangenen, so ist doch die Motivation die Gleiche, wie immer: „Die Kinder kommen mit großen Augen auf unseren Hof und sehen die geschmückte Scheune“, erzählt Dörte Lammers. „Das zu sehen ist einfach wunderschön und genau deshalb machen wir das.“

Geschichten im Stroh vom 9.- 13. Oktober 2023
18:00 Uhr, Treenestraße 7 (in der Scheune)
Bitte Becher mitbringen.
 

Beitrag veröffentlicht von:
Claudia Kleimann-Balke
Dörte und Hannes Lammer freuen sich auf strahlende Kinderaugen und Geschichten im Stroh.