Kartoffel-Kreationen

„Pellkartoffeln sind mein absolutes Lieblingsgericht“, schwärmt Gesa Marsch. „Das war schon in meiner Kindheit so.“ Ein Blick über den großen Tisch unterstreicht ihre Vorliebe. Gerade hat sie einen Brotaufstrich auf Kartoffelbasis zubereitet und ihn mit Quark und Frühlingszwiebeln verfeinert. „Kartoffeln sind grandios“, ergänzt sie. „Sie liefern hochwertiges Eiweiß, Vitamin C und eignen sich auch hervorragend für vegane Ernährung bei der sonst häufig hochverarbeitet Zutaten verwendet werden.“ Als Ökotrophologin weiß sie um die positiven Eigenschaften der Kartoffel. Aber sie hat auch immer einen Satz ihrer Großmutter im Hinterkopf, wenn sie an Linda, Belana oder Antonia denkt: „Wenn du Kartoffeln, Zwiebeln und Eier im Haus hast, hast du immer ein Mittagessen.“ 

Diese Weisheit stammt aus der Nachkriegszeit, als Lebensmittel knapp und der Hunger der schwer arbeitenden Menschen groß war. „Damals wurden Kartoffeln auch zum Strecken genutzt und sie kamen beispielsweise mit in die Mettwurst“, weiß Gesa Marsch. „Und noch heute wandern bei vielen statt eines Eis Kartoffeln in die Frikadellen. Das stammt aus diesen schweren Zeiten.“ Die Suche nach Rezepten, in denen die Kartoffeln auf diese Art verwendet werden, ist meist vergeblich, denn die ältere Generation kennt ihre Klassiker auswendig und nur wenige haben sie weitergegeben oder aufgeschrieben. „Häufig finden sie ihre Rezepte auch zu simpel, wissen gar nicht, wie Besonders ihre Suppe oder ihr Salat sind und welchen Schatz sie da eigentlich hüten“, sagt sie. „Das möchte ich gerne ändern.“ 

Also hat sie begonnen Rezepte zu sammeln. Während ihrer Arbeit im Vorstand des DRK-Ortsvereins Treia, kam ihr die Idee, die Damen dort nach ihren Kartoffelrezepten zu fragen. Nach und nach trudeln nun Zettel und E-Mails bei ihr ein – ein echter Fundus aus allem, was mit Deutschlands liebsten Nachtschattengewächs zu tun hat. Es dürfen aber gerne noch mehr werden, denn Gesa Marsch möchte gemeinsam mit dem DRK ein Kartoffelkochbuch herausgeben. „Dabei geht es nicht allein um die Kartoffel als Hauptgericht, sondern die Kartoffel in jeglicher Form“, erklärt sie. Das Konzept für ihr Kochbuch ist längst geschrieben und wartet darauf durch Rezepte, Fakten und Fotos mit Leben gefüllt zu werden. Starten möchte sie mit ein paar Basisrezepten, die sie Step by Step erklärt. Eine Suppe, ein Auflauf, Gratin, etwas aus der Pfanne und etwas aus dem Ofen. Mit weiteren Zutaten werden diese Basics weiterentwickelt – Aufsteigerküche ist der Fachbegriff dafür. Sie erklärt, wie man die besten Pommes macht, warum Pellkartoffeln die bessere Variante sind, welche Sorte man für welches Gericht verwendet und welche Rolle die Kartoffel in der veganen Küche spielen kann. „Auch ein paar Fun-Facts wird es geben“, erzählt sie. „Beispielsweise, dass wir jedes Jahr rund 55 Kilogramm Kartoffeln essen – unsere Großeltern mehr als dreimal so viel. Wichtig ist, dass man Lust bekommt etwas nachzukommen.“

Noch bis Ende des Jahres wird Gesa Marsch Rezepte sammeln. Wer noch eines auf Lager hat, kann es gerne noch einreichen. Entweder per E-Mail an den DRK-Ortsverein (drk-ov-treia@gmx.de) oder einfach bei Kartoffel-Lorenzen im Hofladen (Westerweg 1, Treia) abgeben. Eine festgelegte Form für die Rezepte gibt es nicht. „Ich nehme alle und bringe es für den Druck und eine online-Fassung in ein professionelles Maß“, erklärt sie. Wenn alles fertig ist, wird es über das DRK zu bekommen sein. Und dann hat Gesa Marsch noch einen großen Wunsch. „Ich wünsche mir ein Kochevent mit den Kartoffelrezepten, den Rezeptgebern und allen, die Spaß daran haben. Mal sehen, ob es klappt.“

Beitrag veröffentlicht von:
Claudia Kleimann-Balke